CoronaEltern

CoronaEltern und CoronaKinder – Zwischen Familienzeit und Überlastung

Zwischen Familienzeit und Überlastung

Das Stichwort #CoronaEltern ist derzeit ja gefühlt in aller Munde und viele Eltern beklagen sich über die Situation, dass die eigenen Kinder nun 24/7 Zuhause sind und sie als Eltern folgende Aufgaben gleichzeitig zu stemmen haben: Lehrer und/oder Erzieher sein, Haushalt stemmen und noch der eigenen Tätigkeit im Homeoffice nachgehen, während besonders kleine Kinder letztgenanntes sehr erschweren.

Nun sind in Berlin seit dieser Woche wieder einige Lockerungen in Kraft getreten. Die Kita-Notbetreuung wurde ausgeweitet. Es muss nun nur noch 1 Elternteil systemrelevant sein und auch die systemrelevanten Berufsgruppen wurden erweitert. Und so sind von heut auf morgen in Mini-Snyggis Kita 21!!!! von 58 Kindern. Unsere Kita ist anscheinend sehr systemrelevant… die 6 Wochen zuvor war übrigens kein einziges Kind in der NOTbetreuung.

NOTbetreuung:

Was die Eltern vielleicht nicht wissen, die sich sehnlichst wünschen, dass ihre Kinder JETZT wieder in die Kita gehen: Notbetreuung heißt nicht lustigen Spaß wie gewohnt in der Kita zu haben…

Wie das Wort schon sagt, handelt es sich um NOTbetreuung und nicht um den alltäglichen Kita-Ablauf, den die Kinder gewohnt sind. Es ist also auch dort NICHTS normal.

Unsere Kita steht mit uns im engen Kontakt und sie schickt eben nicht nur fast täglich Übungsblätter, Beschäftigungsideen und liebe Botschaften an die Kinder und deren Eltern heraus, sondern informiert auch sehr genau über die aktuelle Situation. Unsere Kitaleitung schickt die neuesten Senatsbestimmungen an die Eltern und was das für uns zu bedeuten hat, bzw. wie dieses in der Kita umgesetzt wird. Ich bin über unsere Kita so dankbar und so froh. Denn ich habe nun auf Instagram nun schon oft hören müssen, dass viele Kitas sich nicht so viel Mühe geben.

Notbetreuung: Was bedeutet das fürs Kind?

Notbetreuung heißt NICHT, „wir machen unser Ding wie immer in der Kita“. Natürlich fangen die Erzieher die Kinder auf, betreuen sie, machen ein Programm und leisten viel Erklärungsarbeit, aber es findet nicht das normale Kitaprogramm statt. Dies wurde uns ganz klar kommuniziert.

Wie vom Senat vorgegeben, betreut ein Erzieher jeweils 5 Kinder. Unsere Kita arbeitet nach einem teilsoffenen Konzept, so dass gewisse Tagespunkte mit allen Kindern abgehalten werden und bei anderen Punkte die Kinder selbst entscheiden können, welches Programm aus welcher Gruppe des Elementarbereichs sie nutzen wollen. Dies fällt nun weg.

Der normale Kitatagesablauf verläuft nicht normal

Pädagogische Konzepte, die bisher angewendet werden, müssen (möglicherweise) über den Haufen gewofen werden

Kitas, die nach einem teilsoffenen oder offenen Konzept arbeiten, können den Kindern nicht das Programm bieten, das sie gewohnt sind. Die Freiheit und die Selbstständigkeit, die die Kinder solcher Kitas zu schätzen wissen, wird ihnen nun also genommen. Sie dürfen nun nicht mehr in jeden Raum und dort das Programm/Angebot nutzen, das sie interessiert. Sie dürfen nicht entscheiden in welcher Gruppe sie Mittagessen.. etc..

Einschränkungen der gewohnten Freiheiten der Kinder in der Kita – neue Regeln

Ebenso können nun nicht alle Kinder gemeinsam in den Garten. Sie müssen sich in Kleinstgruppen jeweils für kurze Zeit abwechseln.

Auch die normalen Gruppen fallen weg, da ja nun Kleinstgruppen formiert sind. In unserer Kita bedeutet das, dass die bisherigen Gruppen aufgelöst sind und die neuen Notgruppen auch neue Namen haben. So wird aus einem Kind, das bspw. Teil der Sonnengruppe/Froschgruppe war nun ein Mitglied der Gruppe „Gelb“ „Blau“ oder „Grün“. Das Gefühl der Zugehörigkeit muss neu geschaffen werden. Es erfolgt eine Neuidentfizierung und ggf. auch ein neues sich aufeinander einstellen. Die bisherigen Freunde sind nicht unbedingt in der gleichen Gruppe oder halt gar nicht da. Das alles verlangt den Kindern vieles ab.

Auch die Bring-und Abholsituation ist nicht wie gewohnt. Es muss schnell gehen. Die Eltern sollen so wenig Kontakt wie möglich mit allen anderen dort haben. Das ist genau das Gegenteil von dem was uns sonst in der Kita vermittelt wird: „nehmen Sie sich Zeit, lassen Sie das Kind zu Ende spielen“ etc. und wir und viele andere Eltern halten sich beim Abholen tatsächlich noch gerne ein Weilchen dort auf. Diese Hektik und der Stress der bei der Abhohl-und Bringsituation nun gegeben sein wird, ist sicher nicht so leicht für Kinder, die nun 6 Wochen das heimelige Zuhause genossen haben und nun wieder in eine Kita geschickt werden, die aber nun gar nicht so ist wie sonst immer.

Zwischen Hygieneregeln, Abständen und fehlenden Freunden

Denn in der Kita sind die gewissen Hygieneregeln und Abstände zwischen den einzelnen Notgruppen natürlich auch einzuhalten. Gerade Krippenkindern oder den kleineren Kindern in den Elementarbereichen fällt es nicht leicht, diese Regeln einzuhalten.

Und vielleicht fehlt auch die eine oder andere Bezugserzieherin, weil diese zur Risikogruppe gehört und somit dann keinen Kontakt zu den Kindern hat. Höchstwahrscheinlich fehlen auch bestimmte Freunde mit denen man sonst spielt, denn diese sind mit ihren Eltern nicht ganz so systemrelevant. Wir kennen Kitaeltern, die zwar die Notbetreuung beanspruchen könnten, es aber nicht tun, da es auch aus ihrem Gefühl nicht das Richtige wäre.

Meine Meinung: Lasst, wenn es irgendwie geht, die Kinder zu Hause

Ich denke, wenn es nicht unbedingt sein muss, weil die Eltern beide in einem wirklich systemrelevanten Beruf arbeiten, in dem Homeoffice schlichtweg gar nicht möglich ist, sollte man dies seinen Kindern ersparen wollen. Die Zeit ist schlimm genug für Kinder. Manchmal schauen fremde Erwachsene Kinder furchtbar widerwärtig an, als wenn sie an allem Schuld wären. Die Kids dürfen ihre Freunde nicht treffen, Ausflugsziele sind nun sehr begrenzt, viele gewohnte Aktivitäten fallen für sie einfach weg , sie dürfen nicht mehr mit Oma und Opa spielen …und und und..

Warum sollen genau da auch noch die eigenen Eltern, die gerade in dieser Situation doch Halt geben sollten, wegbröckeln?

An die Eltern, die so nach der Notbetreuung rufen: Denkt mal tatsächlich an eure Kinder und nicht nur an euch. Kinder brauchen Schutz, Geborgenheit und das Gefühl von Sicherheit. Wer könnte das den eigenen Kindern besser mitgeben als die eigenen Eltern? Auch wenn die Zeit furchtbar schwierig ist und wir wahrscheinlich alle an manchen Tagen verzweifeln, heulen und uns elend fühlen. Es sind eure Kinder und wie dankbar seid ihr manchmal beim Hören tragischer Nachrichten, dass eure Kinder gesund sind. Dann seid auch jetzt für sie da.

Notbetreuung ist nicht der normale Alltag in der Kita! Ich habe mich heute auch mit einer Pädagogin, die selber 4 Kinder hat, ausgetauscht. Und auch sie plädiert dafür, dass nur diejenigen, die die Notbetreung wirklich brauchen, diese auch beanspruchen sollten.

CoronaElterngeld für ALLE Eltern

Wir alle gehen mal mehr oder weniger auf dem Zahnfleisch, wenn die Kinder 24/7 zu Hause sind und all die Aufgaben gleichzeitig gestemmt werden müssen. Das was die Eltern jetzt leisten ist definitiv immens! Und das müsste auch durch eine finanzielle Unterstützung (wie wäre es mit Corona-Elterngeld) für JEDE Familie vom Staat honoriert werden. Es fließen derzeit Zuschüsse, Soforthilfen für Unternehmer etc.

Warum erhalten nicht auch alle Familien pauschal ohne großen Bürokratiequatsch eine finanzielle Hilfe?

Familien sind der Grundstein der Gesellschaft und zur Zeit leisten Eltern noch viel mehr als sonst – genau wie manche systemrelevanten Berufe!

Wie ist eure Meinung?

Alles Liebe und bleibt gesund!
Gwendolin

6 comments to “CoronaEltern und CoronaKinder – Zwischen Familienzeit und Überlastung”

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  1. Andrea - 29. April 2020 at 23:52 Reply

    Du sprichst mir aus der Seele ! Danke das du es auch mal von einer anderen Seite beschreibst ! Jeder darf mal traurig und verzweifelt sein und ja es ist anstrengend! Ich bin auch mit vier Kindern im homeoffice und den ganzen Tag alleine ….aber ich bin froh und dankbar das ich bei ihnen sein kann und sie gesund sind ! Nur wir Eltern können den Kindern gerade das geben was sie brauchen ! Und anstatt unsere Kraft ans beschweren zu vergeuden sollten wir diese Kraft für unsere Kinder einsetzen!

    • Mrs. Snyggis - 3. Mai 2020 at 21:41 Reply

      Liebe Andrea, vielen lieben Dank für deine Worte! Ja ich kann das auch total verstehen, dass man manchmal wirklich fertig ist und mit 4 Kindern sicher nochmal ein Stück mehr als mit 2. Ich seh das genau wie du, Gesundheit und das sichere geborgene Gefühl zu Hause sind doch für die Kids jetzt das wichtigste. Eltern sollten besonders jetzt als sicherer Hafen fungieren. LG

  2. Petra Hempen - 30. April 2020 at 19:05 Reply

    Gaaanz schwieriges Thema zur Zeit, da hat ja jeder seine eigene Meinung zu, und auch ich habe meine…
    Thema Finanzen : für mich ist es richtig belastend, die Kita-Beiträge sind bezahlt, wurden bisher nicht erstattet. Joshi hat grad einen Wachstums-Schub und ich kann kaum tragen, was er momentan isst, dazu den ganzen Tag zuhause, da ist immer mal, kann ich noch ein Butterbrot, darf ich einen Joghurt…
    Thema Gesundheit /Gesellschaft :
    Joshi ist Lungenkrank, für mich heißt das, egal, wie ich am Zahnfleisch krieche, ich kann ihn nicht in die Kita bringen. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn er an der Beatmung liegt oder gar schlimmeres, nur weil ich mal 4 Stunden Ruhe wollte. Heute waren wir beim Zahnarzt, einzeln eintreten und das kleine Treppenhaus voll mit 12 Leuten… Dazwischen mein kleiner Mann mit Maske, der von allen Leuten angegafft wird, als wäre er persönlich das Virus…
    Joshi wird langsam echt depressiv, in der Kita ist zwar Notbetreuung, aber Notbetreuung heißt nicht Kita. Bei uns dürfen die Kinder nicht mit dem Ball spielen, nicht im Turnraum toben, erklär dem Kind das mal, das sich auf die Kita und seine Freunde freut. Du darfst in die Kita, aber du darfst nicht wie gewohnt spielen und musst Abstand halten…
    Zuhause steht Joshi am Balkon und sieht Kinder beim Spielen, mit weinerlichen Augen sagt er
    Mama, ich bin so allein, ich habe keine Freunde mehr zum spielen…
    Das bricht mir mein Herz. Wir Eltern können auch Fußball spielen und verstecken und malen, aber wir sind eben keine Kinder, sondern Mama und Papa…
    Im Bezug auf die Kinder wird in der Politik bisher garnicht Null eingegangen, man guckt, dass die Leute wieder schnell Klamotten shoppen können, zum Friseur können und wie man Biergärten öffnen kann…
    Und wo bleiben unsere Kinder???

    • Mrs. Snyggis - 1. Mai 2020 at 23:43 Reply

      Liebe Petra, vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar. Du sprichst so viele wichtige Punkte zu dem Thema an. Ich wünsche euch viel Gesundheit und Kraft. In der Politik wird aktuell zumindest von einer Partei nun das Thema finanzielle Unterstützung für Eltern #coronaelternGeld diskutiert. Hoffen wir mal das kommt für alle ohne Bedingung. Das wäre zu wünschen.
      Liebe Grüße
      Gwendolin

  3. sarah - 30. April 2020 at 20:09 Reply

    Liebe Gwendolin,

    Deinen Beitrag kann ich so unterschreiben.
    Ich bin der selben Meinung. Aktuell geht so viel in der Kinderseele vor und ja manchmal ist es echt anstrengend. Und dann ist die Stimmung mal bei allen schlecht.
    Wir haben nur eine kleine Wohnung. Mein Freund macht hier Homeoffice. Und meine 4 Jährige hat ihre Momente in denen sie mega zauberhaft mit ihrer Babyschwester ist und dann hat sie halt andere Momente.
    Aber was würde eine solche Notbetreuung bitte mit meinem Kind, dass die Welt eh schon nicht mehr versteht, machen???
    Sie vermisst ihre Freunde sehnlichst… aber die Freunde würde es in der Kita so nicht geben.
    Sie vermisst ihre Erzieher… aber die sind teilweise gar nicht da oder können ihr nicht die Nähe geben, die gerade wichtig ist.
    Aktuell ist die Situation einfach unbequem. Am unbequemsten ist sie für Eltern und Kinder würde ich sagen, einfach weil die Kinder es nicht verstehen können und sie so viel vermissen.
    Ich vermisse auch einiges. Und dennoch würde ich meine Tochter nicht in die Kita geben.
    Sie wird so lange zuhause bleiben wie nötig und möglich.
    Wenn sich alle an die Regeln halten, wird der Spielplatz hoffentlich bald Erleichterung schaffen.

    Aber daran, dass sich da alle an die Regeln halten, kann ich leider noch nicht ganz so glauben.

    Viele Grüße

    Sarah

    • Mrs. Snyggis - 1. Mai 2020 at 23:36 Reply

      Liebe Sarah, vielen Dank für deine Worte. Du hast so Recht, es ist unbequem und für die Kinder ist die Situation am Schlimmsten, da sie es wenig bis gar nicht begreifen. Es liegt an uns Eltern ihnen die Zeit so angenehm wie möglich zu machen.
      Liebe Grüße
      Gwendolin

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