Tabuthema Fehlgeburt – ein Erfahrungsbericht
In „Regenbogenbaby im Bauch – Schwanger nach Fehlgeburt“ habe ich bereits darüber geschrieben wie anders eine Schwangerschaft verläuft, wenn eine Fehlgeburt vorangegangen ist. Heute möchte ich in diesem Beitrag über meine Erfahrung mit der Fehlgeburt schreiben. Es fällt mir nicht einfach, da ich tatsächlich darüber auch nicht viel geredet habe und nur sehr wenige davon wissen. Da ich aber selber in dieser schwierigen Zeit viel auf der Suche nach Beiträgen zu dem Thema in Foren war und mir diese Erfahrungsberichte etwas geholfen haben, möchte ich heute auch dazu besteuern dieses schwierige Thema zu beleuchten.
Fehlgeburten passieren öfter als gedacht. Das weiß niemand so wirklich bis man selber eine erlebt. Denn das ist das Erste was einem der Arzt/die Ärztin sagt bei so einem Erlebnis. Jede dritte Schwangerschaft endet in einem ungewollten Abort.
Ich hielt nach vielen Ovulationstests endlich einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand und freute mich sehr. Ich war in SSW5 – also sehr frühzeitig. Hier wissen viele Frauen noch gar nicht, dass sie schwanger sind, außer sie haben einen großen Kinderwunsch und wissen genau wann der Zyklus beginnen sollte.
Da ich aber dieses positive Ergebnis noch nicht so ganz glauben konnte und auch ein wenig verunsichert war, ob es wirklich eine gute Entscheidung ist ein zweites Kind zu bekommen – ob ich dem gewachsen bin – habe ich es Marten noch nicht gleich erzählt, sondern noch eine Woche gewartet.
Als ich es ihm dann mitteilte, war die Freude riesig! Er konnte meine Bedenken nicht verstehen und nahm mir die Angst und bekräftigte mich darin, dass ich für das zweite Kind eine genauso gute Mutter sein werde wie für unser erstes. Ich verlor die Angst und die Vorfreude war nun groß.
Wir behielten aber die Neuigkeit für uns, da die besagten ersten 12 Wochen ja bekanntermaßen geheimgehalten werden sollten wegen des Risikos. Dass tatsächlich was passieren könnte war mir aber nicht klar, da bei Mini-Snyggis während der Schwangerschaft alles gut verlief.
Eine weitere Woche später – ich war in SSW7 (7+3) – bekam ich beim Treppensteigen eine minimale Blutung- eigentlich nur ein Tropfen. Ich war kurzzeitig etwas besorgt, dachte aber, dass dies vermutlich noch vom zu schweren Heben oder Überanstrengung sein könnte und beruhigte mich wieder. Dennoch erzählte ich Marten kurz davon. Am nächsten Tag hatte Marten Geburtstag und das größte Geschenk an diesem Tag war eigentlich der Gedanke noch einmal Papa werden zu dürfen.
Dann geschah es
Genau einen Tag nach Martens Geburtstag nahm es leider seinen Lauf. Am Vormittag bekam ich menstruationsartige Schmerzen. Ich war in absoluter Sorge und legte mich dann einfach ins Bett in der Hoffnung Ruhe täte mir gut und alles würde wieder werden. Doch ich bekam Blutungen – leichte- und ich ging zur Toilette und es kam etwas mehr Blut und ein kleiner Blutkoagel.
Dann war es auch schon Zeit Mini-Snyggis von der Kita abzuholen – da es Freitag war, holten Marten und ich sie trotz des Ereignisses gemeinsam mit dem Auto ab. Eigentlich wollten wir noch danach etwas unternehmen, aber der Plan änderte sich nun aber. Noch im Auto auf der Fahrt zur Kita, bemerkte ich, dass ich durchgängig leicht blute. Ich hatte bereits zur Sicherheit eine dünne Slipeinlage eingelegt. Marten ging allein in die Kita und holte unsere Tochter ab. Wir erklärten ihr, dass es mir nicht gut geht. Wir hielten auf dem Rückweg noch schnell beim Drogeriemarkt und ich holte mir noch Binden.
Dann geschah es .. beim Warten an der Kasse merkte ich plötzlich einen schwallartigen Blutstrom aus mir strömen. In dem Moment wusste ich es.. DAS WARS…die Tränen stiegen in mir hoch. Ich bezahlte als ich an der Reihe war und stürmte heulend aus dem Markt zum Auto. Als Marten mich so sah, wusste er dass es nun wohl wirklich kaum noch Hoffnung gäbe. Wir fuhren erst einmal nach Hause. Mini-Snyggis begriff natürlich von all dem nichts, wir wollten sie aber mit dieser Situation nicht überfordern. Sie wusste ja noch nicht einmal, dass wir versuchen ein zweites Kind zu bekommen. Zuhause lief weiter das Blut aus mir und bei jedem Toilettengang kam mehr und am Ende sehr große Blutkoagel (geronnenes geleeartiges Blutstücke). Ich war absolut in Schockstarre und wusste aber, dass im Krankenhaus nun auch nichts weiter gemacht werden könne.
Im Krankenhaus
Am frühen Abend fuhren wir dennoch ins Krankenhaus. Wir warteten gemeinsam 3 Stunden – Mini-Snyggis wusste nur, dass ich „krank“ bin. Die starken Blutungen und dieser Schock entzogen mir die Farbe aus dem Gesicht und ich sah vermutlich einfach elend für sie aus.
Dann war der Moment, in dem ich das Behandlungszimmer betrat und untersucht wurde. Auf dem Ultraschallgerät war nichts mehr zu sehen.. es gab keine Fruchthöhle und kein Embryo zu sehen. Die Ärztin schaute mich traurig an und teilte mir dies mit. In dem Gespräch nach der Untersuchung, war sie relativ einfühlsam und zeigte wenigstens im Blick, dass sie mitfühlen konnte. Dennoch ist sie einfach eine Ärztin und sagte: Sie sind noch jung und sie sind gesund- sie können es einfach wieder probieren. Ungewollte Aborte passieren in jeder dritten Schwangerschaft frühzeitig. Es wird einen Grund haben – möglicher genetischer Defekt – keine Überlebenschance – was auch immer- es sollte nicht sein.
Sie gab mir die Diagnose und das Schreiben für die Frauenärztin mit. Eine Ausschabung wäre vermutlich nicht nötig. Ich solle in einer Woche bei meiner Gynäkologin vorbeischauen und sehen ob die Blutungen noch anhalten. Dass keine Ausschabung notwendig sein würde beruhigte mich in meinem Schmerz ein wenig. Ich kann mir nichts schrecklicheres vorstellen. Schon allein das Wort spricht Bände.
Als ich den Raum verließ stiegen die Tränen und all die Emotionen hoch – absolute Trauer und Selbstzweifel. Ich taumelte verheult die Krankenhausflure entlang und stolperte sogar noch. Marten und Mini-Snyggis empfingen mich im Wartebereich und ich ließ mich in Martens Arme fallen und fing laut an zu weinen und zu schluchzen. Nach einigen Minuten fing ich mich Mini-Snyggis zu Liebe und wir fuhren nach Hause.
Die Blutungen gingen weiter, aber in gemäßigter und abgeschwächter Form. Eine Woche später hatte ich den Termin bei der Gynäkologin. Es wurde mir Blut abgenommen. Die abgehende Blutung dürfe noch ca 2 Wochen anhalten und der HCG-Wert muss kontrolliert werden. Ich bekam einen Anruf, dass der HCG-Wert noch sehr hoch sei und wenn dieser nicht in 2 Wochen auf Null sei ich doch ins Krankenhaus zur Ausschabung müsse. Das war bitter zu hören. Ich hoffte darauf, dass mein Körper wisse was er tut und mir dieses Ereignis im Krankenhaus erspart. Die Blutungen hielten insgesamt also 3 Wochen an und bei meinem nächsten Frauenarzttermin, war der HCG-Wert glücklicherweise auf Null. Dafür danke ich meinem Körper.
Damit schloss ich die Fehlgeburt zumindest körperlich ab. Geistig wird sie sicher immer ein Teil von mir sein. Auch wenn der Abort wirklich sehr früh war, war es dennoch ein Abschied von einem Lebewesen, das in mir wuchs – mein kleiner Stern – unser Stern, der im Herzen nie vergessen wird.
Die Zeit danach
Die Zeit danach war schwer. In meinem Umfeld erzählte ich nur einer Person von der Fehlgeburt. Das war schon schwer genug, denn über Emotionen spreche ich eigentlich nur mit Marten, mir fällt es oft schwer anderen gegenüber die seelische Schutzmauer um mich herum fallen zu lassen.
Ich weinte abends viel und machte mir Gedanken, ob es jemals klappen würde ein zweites Kind zu bekommen und ob es die richtige Entscheidung ist, ein zweites Kind zu wollen. Ich war mir ab diesem Moment nun aber sehr sicher ein zweites Kind zu wollen und glücklicherweise brauchten wir nicht allzulange auf einen erneut positiven Schwangerschaftstest warten. Ich bin nun Ende der 21sten SSW und hoffe dass mit meinem kleinen Bauchbewohner alles gut geht. Ein wenig Angst und Sorge bleibt leider immer, doch die Hoffnung und die Zuversicht sind stärker.
Alles Liebe
Eure Gwendolin
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3 comments to “Fehlgeburt – ein Erfahrungsbericht”
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Andrea - 19. Juni 2019 at 0:23
Ich hatte drei Fehlgeburten …. auch alles Wunschkinder … ich finde es toll das du das so offen erzählst und kann deine Angst verstehen. Ich hatte auch lange Angst es nochmal zu versuchen aber bevor ich 40 Jahre werden sollte wollte ich es noch einmal versuchen 😃 zum Glück hat es geklappt auch auch ihn hätte ich fast in der 22 Woche verloren ! Ich bin so dankbar das alles gut gegangen ist ❤️
Ich wünsche dir eine schöne Schwangerschaft und bin schon ganz gespannt auf euer Würmchen ❤️
Mrs. Snyggis - 21. Juni 2019 at 9:10
Liebe Andrea, vielen Dank für die lieben Wünsche und für deine offenen Worte. Drei Fehlgeburten zu verarbeiten muss wirklich schwer gewesen sein. Fühl dich umarmt. Zum Glück wurde euch dann noch euer kleiner Schatz geschickt. Dass du ihn fast verloren hättest, hatte ich bei Instagram gelesen. Die Zeit muss ein einziger Horror gewesen sein. Zum Glück ist alles doch noch gut gegangen. Ich wünsche dir und deiner Famillie viel Gesundheit und Freude! <3